Die Predigt vom Seelengottesdienst finden Sie hier…

 

fr. Kilian Herold OSB

Bald wird er kommen, um uns heimzuholen 
an seine Stätte, die er uns bereitet.
Sein Geist wird wirken, wird die Welt vollenden 
nach seinem Willen. 
(Hymnus zur Vesper am Todestag)

Am Montag, den 2. Juni 2025 verstarb in der Mittagszeit ganz friedlich und still unser Mitbruder

Fr. Kilian Konrad Herold OSB

Für ihn durfte Wirklichkeit werden, was wir im oben zitierten Hymnus gemeinsam am Abend in der Vesper gesungen haben.

Geboren wurde fr. Kilian am 24. Juli1937 in Dipbach als fünftes von sieben Kindern des Landwirts Gottfried Herold und seiner Ehefrau Anna, geb. Mehling, die auch ein kleines Lebensmittelgeschäft betrieben. Wenige Tage nach seiner Geburt wurde er auf den Namen Konrad getauft. Nach dem Besuch der Volksschule Dipbach trat er am 3. September 1951 in das Seminar der Brüderzöglinge der Abtei Münsterschwarzach ein und begann dort im Januar 1952 eine Ausbildung zum Schlosser, die er im September 1954 mit der Gesellenprüfung abschloss.

Die seiner Heimat nahegelegene Abtei Münsterschwarzach schien für ihn jedoch nicht der Ort zu sein, wo er seinen Weg als Ordensmann weitergehen wollte, denn – so schreibt er in seinem Lebenslauf – „am 13. Oktober 1954 trat ich in Münsterschwarzach aus, um am 23. November 1954 als Bruderpostulant in Scheyern einzutreten.“ Am 23. Juni 1955 wurde er von Abt Franz Seraph Schreyer eingekleidet und bekam als Ordensnamen den Frankenheiligen Kilian. Vor Abt Franz legte er am 25. Juni 1956 die zeitliche und am 17. Juni 1960 die ewige Profess ab.

Hier bei uns in Scheyern wurde er sehr schnell seinen handwerklichen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt. Er kam zu Br. Josef in die Elektrowerkstatt und begann eine Lehre als Elektroinstallateur, die er am 20. November 1957 mit der Gesellenprüfung abschloss. Im September 1965 legte er zudem auch die Meisterprüfung ab. Seine handwerkliche Qualifikation gab er von 1971 bis 1973 als Fachlehrer für Elektrotechnik bei der überbetrieblichen Lehrlingsausbildung in Ingolstadt auch an junge Menschen weiter. Von 1970 bis 1972 nahm er außerdem am Fernkurs für „theologische Laienbildung“ teil.

Seine Freude am Tüfteln im weiten Feld der Technik und der Elektronik brachte ihm den Namen „Bruder Elektro“ ein. Mit vielen seiner „Erfindungen“ und „Errungenschaften“ leben wir bis heute ganz selbstverständlich. Dazu gehört sicher das Aufleuchten der Lampe im Refektorium, wenn im Kreuzgang das Telefon läutet, was Gäste, die zum ersten Mal bei uns sind, immer ein wenig aufschrecken lässt, weil sie nicht wissen, dass in Scheyern das Telefon nicht läutet, sondern leuchtet. Stolz war er immer noch, und er konnte es auch sein, auf seine Gesellenarbeit bzw. sein Meisterstück, nämlich die Läuteautomatik für die Konventglocke und die Hauptverteilung der Elektronik in unserem Haus. Beide sind bis heute nach wie vor in Betrieb.

In ganz unterschiedlicher Weise brachte er sich in unser Gemeinschaftsleben ein. Von 1971 bis 1981 gehörte er dem Seniorenkapitel an. Abt Bernhard M. Lambert ernannte ihn 1993 zum Subprior. Dieses Amt bekleidete er bis zur Ämtererneuerung im September 2009.
Von 1974 bis 2001 war er „Bauleiter“ in unserem Kloster und begleitete mit Sachverstand viele Bauprojekte. So kannte er sich wohl wie kaum ein anderer in unserem weitläufigen Klostergelände samt Prielhof aus. Er wusste um das Innenleben unserer Gebäude, also wo die Leitungen liegen, sich die Sicherungskästen befinden, aber auch wo die Schwach- und die kritischen Stellen sind, die man im Auge behalten muss. Es wird sicher der Tag kommen, an dem wir sagen werden: „Fr. Kilian hätte es gewusst.“

1971 verwirklichte er sich mit dem „Pool im Garten“ einen kleinen Traum, den er bis vor wenigen Jahren nicht nur selber eifrig benutzte, sondern auch technisch am Laufen hielt, wie auch alle anderen Brunnen in unseren Innenhöfen und die gesamte Wasserversorgung.

Baustellen übten auf fr. Kilian stets eine große Faszination aus. Bis in die letzten Wochen seines Lebens hinein hatte er ein großes Interesse daran, wo bei uns gerade wieder etwas gebaut oder umgebaut wird. Pater Andreas spannte er immer wieder dazu ein, ihn zu den Baustellen zu fahren, damit er sich selber ein Bild machen konnte.

Mit voranschreitendem Alter spürte er, wie auch sein Körper immer mehr zu einer „Baustelle“ wurde. Mit der ihm eigenen Gabe zum Tüfteln stellte er für sich so manches Hilfsmittel her, um so gesundheitliche Einschränkung technisch zu überbrücken. Ein Sturz im März 2021, bei dem er sich einen Wirbel anbrach, leitete eine Lebensphase ein, mit der er erst langsam zurechtkam. Der längere Krankenhausaufenthalt war verbunden mit einem dramatischen Kräfteverfall, so dass er nicht mehr gehen konnte. Als er im Krankenhaus aufstehen sollte, konnte er es nicht mehr. Das war für ihn ein großer Schock und machte ihn so mutlos, wie wir es bis dahin nicht kannten.

Die anschließende Reha im nahen Markt Indersdorf brachte eine glückliche Wendung: Er lernte mit Unterstützung des Pflegepersonals und mit Hilfe eines Rollators wieder neu laufen! Mit eiserner Disziplin auch nach seiner Rückkehr aus der Reha kam er langsam wieder zu Kräften, so dass er bis zwei Wochen vor seinem Tod selbständig zu den Mahlzeiten ins Refektorium und am Sonntag zum Gottesdienst in die Basilika kommen konnte. Sein Aktionsradius war zwar erheblich kleiner geworden, aber alles, was er an Hilfsmitteln und Kleinwerk-zeugen brauchte, hatte er in greifbarer Nähe angebracht. Die Umgebung seines Bettes glich einer Werkstatt in Miniaturausgabe.

Es war schwer, fr. Kilian zu etwas zu bewegen, wenn er nicht selbst davon überzeugt war. Wir alle kannten sein energisches „NEIN, auf keinen Fall!“; manche bekamen es auch zu spüren. So sei an dieser Stelle ein großes Danke an die Mitbrüder gesagt, die sich um ihn hauptsächlich gekümmert haben. Ebenso an Dr. Manfred Seidl und an die Schwestern der Caritassozialstation Pfaffenhofen für ihre unerschöpfliche Geduld.

Am 5. Juni 2025, dem Fest des hl. Bonifatius, haben wir fr. Kilian nach einem feierlichen Gottesdienst in der Basilika auf unserem Klosterfriedhof in der festen Hoffnung auf die Auferstehung im Beisein seiner Verwandten beigesetzt, denen er sich zeitlebens verbunden fühlte, ebenso vieler unserer derzeitigen und ehemaligen Angestellten und unter zahlreicher Anteilnahme aus dem Freundeskreis unseres Klosters und der Pfarrgemeinde Scheyern.

Wir bitten um das Gebet für unseren fr. Kilian und sind zu gleichem Dienst stets bereit.

Scheyern im Juni 2025

In stiller Trauer und österlicher Zuversicht

Abt Markus und Konvent